|
DER BERG RUFT!
06.-11. Mai 2013
Verkostungswoche mit neuen Weinen vom Mont Ventoux
Der „Riese der Provence“ lässt nicht nur Naturliebhaber- und Radfahrerherzen höher schlagen, nein - auch Weintrinker kommen auf ihre Kosten und müssen dafür keineswegs erst den Gipfel bezwingen.
Nähert man sich dem Mont Ventoux von der heißen Rhoneebene aus, ändert sich das Landschaftsbild am Fuße des Berges: es wird idyllischer, also hügeliger, das Grün nimmt zu.
Zeichen für ein anderes Mikroklima – die Auswirkungen sind für den Weinbau entscheidend. Die kühleren Nachttemperaturen sorgen für eine längere Reifezeit der Trauben. Dies ist ein Grund dafür, daß die Rotweine vom Ventoux geschmeidiger und weniger überextrahiert rüberkommen, als manche Exemplare aus dem Rhonetal. Bei Weiß- und Roséweinen wird der Unterschied noch deutlicher - sie geraten frischer, lebendiger aufgrund der Säurestruktur der Weinbeeren, die auch bis zur Lese am Ende des meist sehr warmen und trockenen Monats September erhalten bleibt.
Die Domaine du Bon Remède ist ein Familienweingut in der 3.Generation. Dies ist insofern von Bedeutung, als Monsieur und Madame Delay mit gut gepflegten Weinbergen und über 50 Jahre alten Rebstöcken aus dem Vollen schöpfen können.
Die Basisweine - so auch der „Les Cigales“- sind durch die Bank weg trotz ihrer Fülle sehr weich, fruchtbetont. Mit ihnen werden vor allem die Weingenießer viel Spaß damit haben, die nicht unbedingt auf staubtrocken und gerbstoffreich stehen.
Fast aus dem Glas springt der Rosé „Pensée Sauvage“, unser Favorit für den Sommer! Die Trauben werden – um die Frische zu bewahren – schon früh am Morgen gelesen. Pure Frucht, anregend, Trinkvergnügen...
Ein beeindruckendes Kaliber ist der rote „Vignes Rousses“. Gekeltert wird er aus den ältesten Carignan-, Grenache- und Syrahrebstöcke der Weinguts. Der Wein reift 18 Monate im Fuder. Trotz der Fülle stimmt das Gleichgewicht- dunkle Frucht, pfeffrige Noten und doch sehr geschmeidig.
Die Bewirtschaftung des Weingutes erfolgt nach biodynamischen Kriterien. Der Mistral, der vom Norden her durch das Rhonetal fegt, begünstigt die Biowinzer in dieser Gegend, indem er für optimale Belüftung der Reben und somit für eine natürliche Fäulnisabwehr sorgt.
Noch eine letzte Bemerkung – sehr aufschlussreich ist die Übersetzung des Namens der Domaine: „Weingut des guten Heilmittels“!
Eine andere Entstehungsgeschichte haben die Weine der sogenannten „Caravanserail“. Raphael Trouiller, Gründer der Domaine de Cascavel, initiierte 2002 ein Gemeinschaftsprojekt mit jungen Winzern in der Umgebung des Mont Ventoux, die ähnliche Ambitionen hatten wie er – nämlich die ganze Vielfalt des Anbaugebietes „Cotes du Ventoux“ in ausdrucksstarken und je nach Lage verschiedenartigen Weinen in die Flasche zu bringen. So verteilen sich die Rebflächen in Lagen von 100-400m auf über 14 Parzellen.
Die Erfahrungen, die sie im Bioanbau schon gesammelt hatten, sollten gebündelt werden, man tauschte sich aus über die vielen Feinheiten in der Weinbergs- und Kellerarbeit (wie beste Pflanzdichte, Ertragsbeschränkung, ...), die am Ende den Unterschied zwischen lediglich „lecker“ und „bemerkenswert“ ausmachen.
Die Basisweine „Elicio“ sind von der Frucht bestimmt und leicht zugänglich, dennoch alles andere als beliebig.
Die Reihe „In fine“ ist gewissermaßen traditioneller – es wird auf klassische Rebsorten bzw. Cuvées Wert gelegt, die sich an der südlichen Rhone schon lange bewährt haben. Elegante Weine mit Terroircharakter.
Besonders beim „In fine blanc“ macht sich die Höhenlage mit einer schönen Frische und Aromatik bemerkbar. Rebsorten sind die hier typischen Clairette und Bourboulenc – der Wein ist mineralisch, blumig, mit Zitrusnoten... sehr fein.
Die „Cascavel“-Weine schließlich sind kleine Konzentrate –
der „Le Cascavel Ventoux“: Grenache und Syrah, opulent mit einer fast schon süßlichen dunklen Frucht und gleichzeitig einer gut eingebundenen Säure, die den Wein nicht platt erscheinen lässt. Zum Genießen und Zurücklehnen.
|
Vergangenes zur Erinnerung
|